Elisabeth war zwei Monate auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in der Normandie.
Im Rahmen unserer Aktion „Programmreporter“ hat Elisabeth uns ihren Bericht über die Zeit ihres Work & Travel-Aufenthaltes in Frankreich gesandt. Viel Spaß beim Lesen!
Zu Besuch bei normannischen Kühen
„Des murs en cailloux“, Steinmauern übersetzt, seien typisch normannisch meinte meine Gastfamilie in Frankreich. Und wirklich: die Steinhäuser und die kurvigen Straßen auf dem Land in der Normandie, gesäumt von den vom Wind gekrümmten Bäumen machen den Charme dieser französischen Region aus.
Ich jedenfalls war von Anfang an verzaubert von der Landschaft im Département „la Manche“. Vor allem ein Abschnitt der Küste hat es mir angetan:
Der Strand bei Vauville, wo sich alte deutsche Bunker sogenannte „Blockhäuser“ wie Perlen einer Ketten im wenigen Abständen aneinander reihen.
Zwei Monate durfte ich in „La Hague“ auf einem Bauernhof arbeiten. In dieser Zeit habe ich viele neue Berufe kennengelernt und natürlich auch viel über die Arbeit und den Alltag eines Landwirtes. Letzterer beginnt für die zwei Brüder, welche den Bauernhof mit den über hundert Milchkühen besitzen, um sechs Uhr morgens. Während sich einer um das Melken der Kühe kümmert, verteilt der andere das Futter und kümmert sich um die Kälber. Für drei von ihnen durfte ich mir sogar einen Namen aussuchen! :)
Gegen neun Uhr wird gefrühstückt und um zehn ging dann auch für mich die Arbeit los. Bis 13 Uhr haben wir nach den anderen Kühen, Kälbern und Stieren auf den Feldern gesehen und ihnen Stroh, Heu und Silo gebracht. Danach war bis 14 Uhr Mittagspause. Dabei ist ganz wichtig, und deshalb auch zu jedem Essen dabei: Baguette und Butter. Vor der Nachspeise noch ein kleines Stück Käse, einen Kaffee zum Abschluss und weiter geht die Arbeit. Nachmittags ist der Tag nicht so geregelt wie Vormittags. Manchmal erledigt man Sachen, die man vor dem Mittagessen nicht geschafft hat wie z.B. das Silo weiter aufdecken; neues Stroh im Stall verteilen…
Um 16 Uhr haben wir dann die Kühe vom Feld geholt und alles für das Melken um 17 Uhr vorbereitet. Nach circa zwei Stunden im Melkstand und anschließendem Aufräumen war dann der verdiente Feierabend da.
Besonders war der Tag der Silage, wo mithilfe dann anderer Bauern der Mais geerntet und im Silo angelegt wurde.
Dieses Bild zeigt klischeehaft das Wetter der Normandie. Zugegeben es hat viel geregnet, allerdings waren auch einige wirklich schöne und sonnige Tage dabei. Dann habe ich mit der Frau des Bauern auch mal längere Spaziergänge entlang der „Sentiers des Douaniers“ gemacht. Dabei handelt es sich um kleine Wege entlang der Küste, die die früheren Zöllner nutzten, um Schmuggler zu überwachen. Dort haben wir z.B. auch einmal den Sonnenuntergang von der „Nez de Jobourg“ aus angesehen.
An einem Wochenende haben wir auch einen Ausflug zum Mont-Saint-Michel gemacht. Dieser „Berg“, der eine Gemeinde von ca. 30 Einwohnern beherbergt, liegt an der Mündung des Flusses Couesnon an der Grenze zur Bretagne und bietet vor allem an schönen Tagen einen zauberhaften Ausblick.
Die nächst größere Stadt, Cherbourg, war auch mehrmals mein Ziel. Zunächst bin ich dort nach zwölf Stunden Reise mit dem Zug angekommen, wo mich meine Gastmutter abgeholt hat. Ein weiteres Mal war ich dort, um ein Handballspiel der dortigen Mannschaft anzusehen und bei einer anderen Gelegenheit habe ich einen Sohn der Familie ins Kino begleitet. Dieser hat mir auch die Dünen von Biville gezeigt und mich ins „Planétarium Ludiver“ mitgenommen.
Insgesamt waren alle Mitglieder der Gastfamilie super freundlich und nett, sodass ich mich ohne Schwierigkeiten integrieren konnte und sofort wohlgefühlt habe. Ich hätte mir keine bessere Unterbringung wünschen können!
Die „Cité de la Mer“ befindet sich auch in der Stadt. Dabei handelt es sich um ein Art Museum, in dem man neben einem riesigen U-Boot auch ein Aquarium und eine Titanic Ausstellung besichtigen kann.
Die letzte Woche meiner Zeit in der Normandie war im Advent und ich war sehr erstaunt, dass man dort weder „Plätzchen“ kennt, noch einen Adventskranz hat. Folglich habe ich dann ein paar Plätzchen gebacken und Fotos gezeigt. So machen sich aber dann doch die Unterschiedlichen Kulturen bemerkbar. ;) In dieser Region kennt man dafür andere Kekse. So waren wir einmal im „Maison du Biscuit“, einer Kekse-Manufaktur, die ich mit dem selben Gefühl verlassen habe, das Charlie nach seinem Besuch in der Schokoladenfabrik gehabt haben muss.
Schlussendlich habe ich in den zwei Monate nicht nur mein Französisch verbessern können - ich habe auch viel für meine Zukunft mitgenommen. Nicht nur, dass ich ein Beruf kennenlernen konnte, nein, ich habe gemerkt wie viele andere Berufe es in der Landwirtschaft und im Bezug zur Viehhaltung gibt. Da ich erst die Schule beendet und noch keine konkrete Vorstellung hatte was ich später beruflich machen möchte noch was ich studieren will hat mich die Zeit dort ein paar Schritte näher in diese Richtung gebracht. Denn ich habe es sehr genossen draußen zu arbeiten und auch gemerkt, dass entgegen meinen Erwartungen auch viel Wissen und Theorie notwendig ist, wenn man als Landwirt*in arbeitet.
Ein weiterer Gewinn ist, dass ich ein Stück weit selbstbewusster und selbstständiger geworden bin. Vor allem die Rückreise war abenteuerlich, da keine bzw. wenige Züge durch den Generalstreik in Frankreich gefahren sind und ich mich über Umwege zurück nach Deutschland kämpfen musste.
Im Großen und Ganzen kann ich einen Work & Travel Aufenthalt in Frankreich wärmstens empfehlen, denn so wächst die eigene Persönlichkeit und man lernt unglaublich viel Neues.
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Wir möchten uns nochmals herzlich für Ihren Bericht bedanken und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute, Elisabeth!
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