Schwierigkeiten mit dem (neuen) Au-Pair – Tipps und Lösungsansätze

von Judith Liehr

Gerade in der Anfangszeit kommt es zuweilen zu Problemen und/oder Missverständnissen mit dem Au-Pair – viele davon lassen sich vermeiden, oder beheben.

Wir alle sind Menschen – allein schon aus diesem Grunde kann es im Zusammenleben mit einem neuen Familienmitglied, welches noch dazu aus einem anderen Kulturkreis stammt, durchaus auch zu Unstimmigkeiten kommen. Selbstverständlich ist jede Gastfamilie (und auch jedes Au-Pair) anders, viele vermeintliche Schwierigkeiten, die uns in den ersten Wochen nach Einreise eines Au-Pairs geschildet werden, ähneln sich aber. Ich möchte daher einige dieser etwaigen Probleme, und auch Lösungsansätze dazu, aufzeigen.

Unser Au-Pair zieht sich zurück und spricht nicht mit uns

Die Ursachen hierfür sind zumeist zunächst einmal sprachliche Hemmungen, aber auch Heimweh und Unsicherheit. Gerade in der ersten Zeit nach Einreise Ihres Au-Pairs sollten Sie darauf achten, dass sie/er sich nicht allzu sehr in ihrem/seinem Zimmer „verkriecht". Es ist natürlich so, dass Ihr Au-Pair abends zunächst einmal wirklich müde sein wird – es ist ja wirklich viel Neues, das verarbeitet werden muss. Das sollte man nicht unterschätzen, aber auch im Auge behalten, damit sie/er nicht zu viel alleine ist. Ermuntern Sie Ihr Au-Pair, ganz besonders in der ersten Zeit, von sich und von zu Hause zu erzählen. Stellen Sie zunächst möglichst einfache Fragen, um sprachliche Barrieren zu meistern und beziehen Sie sie/ihn aktiv in Gespräche im Familienkreis mit ein.

Unser Au-Pair wirkt desinteressiert

Das höre ich in meinen Gesprächen mit Gastfamilien in verschiedenen Variationen immer wieder. Au-Pairs, die kein echtes Interesse an den Kindern zeigen, an der Familie an sich, oder auch an Land und Leuten. Generell kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass dies in den seltensten Fällen wirklich zutreffend ist. Jedes Au-Pair hat sich eine ganze Weile auf das Auslandsjahr vorbereitet und muss, schon aus diesem Grunde, auch tatsächlich Interesse daran haben. Es sind fast immer andere Dinge, die dazu führen, einen solchen Eindruck zu erwecken. Gerade was die Kinder betrifft, so setze ich eigentlich zunächst immer voraus, dass jedes Au-Pair über ein gewisses Maß an Kinderliebe verfügen muss. Viele dieser jungen Menschen haben aber, gerade in der Anfangszeit, einfach Angst davor, etwas falsch zu machen und sind daher zunächst eher besonders zurückhaltend. Auch hier sind Sie, als Gastfamilie, gefordert, das Gespräch zu suchen. Geben Sie zu verstehen, dass Passivität eher kontraproduktiv ist und erläutern Sie Ihrem Au-Pair, welche Vorlieben Ihre Kinder haben, was Sie gerne spielen und welche Vorstellungen Sie von der gemeinsamen Zeit haben. Noch schwieriger ist es, in einem fremden Land und Kulturkreis neue Bekanntschaften zu machen. Wir bieten zwar das ganze Jahr über unterschiedliche Veranstaltungen für Au-Pairs, die nach Deutschland kommen an, und geben auch Kontaktdaten von anderen Au-Pairs in der Region weiter, wichtig ist es aber auch, Kontakte zu Einheimischen herzustellen. Erkundigen Sie sich daher nach den Hobbies und Interessen Ihres Au-Pairs. Gibt es evtl. an Ihrem Wohnort einen Sportverein, in dem Sie für Ihr Au-Pair eine Zeitmitgliedschaft vereinbaren können? Oder vielleicht einen Jugendtreff, einen Tanzclub oder Gesangsverein? Möchte Ihr Au-Pair für die Zeit des Aufenthaltes in einer örtlichen Kirchengemeinde aktiv werden? Es gibt ganz sicher sehr viele Möglichkeiten, die Sie aufzeigen könnten und die es Ihrem Au-Pair sehr erleichtern würden, hier „anzukommen".

Ist Ihr Au-Pair nicht so engagiert?

Unser Au-Pair bringt sich nicht ausreichend ein

Gastfamilien beklagen zuweilen, dass ihr Au-Pair zu vielen, einfachen Handgriffen aufgefordert werden müsse und diese nicht von selbst erkenne. Nun – das kann man nur in den allerseltensten Fällen von Anfang an erwarten. Wie auch – Ihr Au-Pair kennt Sie noch nicht wirklich und kann die Abläufe in Ihrem Haushalt zunächst gar nicht überblicken. Generell empfehle ich, vor allem zu Beginn, einen Wochenplan zu erstellen. Im Laufe der Zeit werden Sie einen solchen Plan meist gar nicht mehr benötigen, aber anfangs sollten Sie alle Dinge, die Ihr Au-Pair erledigen sollte, festhalten und am besten auch Uhrzeiten zunächst schriftlich angeben. Das hilft einerseits Kommunikationsschwierigkeiten aufgrund von Sprachbarrieren zu vermeiden und andererseits hat Ihr Au-Pair eine klare Vorstellung davon, was erwartet wird. Sie/Er kann sich zunächst an diesem Plan „festhalten" und muss nicht ständig befürchten, etwas zu vergessen oder zu übersehen. Viele Dinge, die für Sie selbst selbstverständlich sein mögen, sind es für andere eben nicht – zuweilen sollten Sie auch nicht davor zurückscheuen, manches tatsächlich praktisch zu zeigen bzw. vorzumachen.

Sowohl für Sie und Ihre Familie, als auch für Ihr Au-Pair, sollte dieses Jahr eine Bereicherung bzw. eine Lernerfahrung sein. Nach nunmehr 15 Jahren in der Au-Pair-Vermittlung und etwa zehn Jahre Erfahrung mit Au-Pairs im eigenen Haushalt kann ich Ihnen versichern, dass es sich lohnt, vor allem am Anfang, Zeit und auch Geduld zu investieren!

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