Mangelhafte, oder fehlende Kommunikation ist sehr oft der Grund für einen misslungenen Au-Pair-Aufenthalt im Ausland – was aber können Sie dagegen tun?
Merkwürdig – jedes Jahr erhalten wir besonders im Spätherbst die meisten Anrufe und Emails von Programmteilnehmer/innen, die der Meinung sind, ihr Au-Pair-Aufenthalt sei gescheitert, sie müssten wieder nach Hause reisen, oder aber die Gastfamilie wechseln. Liegt das an der Jahreszeit? Novemberdepressionen? Ich denke nicht. Es liegt vielmehr daran, dass in der Zeit zwischen Juli und September die allermeisten Au-Pairs in ihr „Auslandsabenteuer“ starten und gerade zu dieser Zeit dann „in ein Loch“ fallen. Die Anfangseuphorie ist schon vergangen, hie und da schleicht sich Heimweh ein, neue Freunde lassen sich doch nicht so einfach finden wie gedacht und der/die Eine oder Andere durchlebt einen Kulturschock. Selbstverständlich bemühen wir uns alle bei Kulturist darum, unseren Au-Pairs in dieser Situation zur Seite zu stehen. In der Mehrzahl aller Fälle stellen wir dann fest, dass Probleme, oder vermeintliche Probleme durch wirkliche Kommunikation hätten vermieden werden können.
Eignen sich die eigenen Eltern zur Lösung von Problemen mit der Gastfamilie?
Oftmals geht es schon damit los, dass sich nicht die Au-Pairs direkt bei uns melden, sondern Eltern, die uns in unterschiedlichsten Stadien der Verzweiflung die Probleme ihrer Kinder im Ausland schildern. Mich erstaunt das, offen gestanden, immer wieder aufs Neue. Warum kommuniziert man den Eltern seine Probleme, von denen man weiß, dass sie in dieser Situation ohnehin nichts tun können, außer sich Sorgen zu machen, anstatt sich an die Stelle zu wenden, wo das Problem herrührt? Was genau ist da die Erwartung? Für uns das immer wieder sehr schwierig, da alle Au-Pairs volljährig sind und wir daher eigentlich überhaupt keine persönlichen Dinge mit Eltern besprechen dürften, sofern uns keine ausdrückliche Vollmacht dazu vorliegt. Ebenso schwierig ist es, Vorgänge zu bewerten, die von Dritten an uns herangetragen werden, vor allem, wenn wir auf diese Weise zurück kommunizieren sollen – auf solchen Wegen ist es fast nicht möglich einen unverfälschten Informationsfluss zu gewährleisten.
Warum nicht direkt mit den Betroffenen, d.h. der Gastfamilie, sprechen?
Unsere erste Frage in solchen Fällen lautet natürlich, ob man bereits versucht habe, das Problem mit den Gasteltern zu besprechen. Oft genug wird diese Frage verneint – meist mit dem Hinweis, man befürchte das Verhältnis zur Gastfamilie zu verschlechtern. Warum? Es kann doch nicht wirklich gut sein, wenn es ein Problem gibt. Zumindest eine Seite, nämlich das Au-Pair, fühlt sich dann ja bereits unwohl. Gerade von einigermaßen fremden Menschen ist doch wohl kaum zu erwarten, dass sie stets beurteilen können, ob der Gast sich wohlfühlt, oder ob und wo der Schuh drücken könnte. Zuweilen sind die Menschen auch froh, wenn man solche Themen anspricht – das zeugt doch zumindest von echtem Interesse. Manchmal sind sie sich auch gar nicht bewusst, dass etwas, was für sie selbstverständlich ist, für andere ein Problem sein könnte. Ein offenes, konstruktives Gespräch zum richtigen Zeitpunkt, kann manchmal wahre Wunder bewirken! Es kann allerdings durchaus vorkommen, dass ein solches Gespräch zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt hat, oder dass Au-Pairs „sich nicht trauen“, Probleme direkt mit bei den Gasteltern anzusprechen.
Die Partnerorganisation ist für Sie da!
Wir fragen dann natürlich nach, ob die örtlichen Ansprechpartner bereits kontaktiert/informiert seien. Dies wird zumeist verneint, denn in diesem Falle hätte man sich ja nicht an uns gewendet. Das ist sehr bedauerlich – einer der großen Vorteile einer Au-Pair-Vermittlung ins Ausland über eine qualifizierte Agentur liegt ja eben darin, dass ein lokaler Ansprechpartner zur Verfügung steht, der im Falle von Problemen hilft. Die Gastfamilien sind ja unseren Partnern vor Ort bekannt und nicht uns direkt. Sie haben aus diesem Grund ja auch einen viel besseren und direkteren Zugang zu den Familien, als wir ihn haben können. Oft reicht es aus, die eigenen Probleme mit einer anderen Person zu besprechen, sich vielleicht auch ein paar Tipps geben zu lassen (oder aber auch unseren Blog zu lesen!). Manchmal kann die Partnerorganisation auch Schwierigkeiten durch eine Mediation lösen – im schlimmsten Falle wird man dort nach einer Alternative, wie beispielsweise einer Umvermittlung, suchen. Wir, bei Kulturist, können auch nicht mehr tun, als uns an unsere Partner vor Ort zu wenden. Wieder haben wir dann das gleiche Problem, wie schon oben beschrieben – nämlich die Kommunikation „um mehrere Ecken“.
Grundsätzliche Regeln zu erfolgreicher Kommunikation mit Ihrer Gastfamilie
Ein wesentlicher Teil des Lernprozesses, den Sie als Au-Pair im Ausland durchlaufen, ist es ja zu lernen, mit neuen Situationen in einem völlig neuen Umfeld zurecht zu kommen. Essentiell wichtig ist hier Kommunikation – ich kann es gar nicht oft genug erwähnen und tue das auch gerne bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Seien Sie gewiss: Nur in sehr wenigen Fällen lassen sich Probleme in einer Gastfamilie im Ausland nicht durch klärende Gespräche lösen. Selbstverständlich sollten Sie sich an ein paar einfache Grundregeln halten:
- Wählen Sie einen geeigneten Zeitpunkt für Ihr Gespräch, beispielsweise, wenn die Kinder der Gastfamilie am Abend bereits im Bett sind.
- Da Sie nicht in Ihrer Muttersprache kommunizieren werden, hilft es oft, sich bereits im Vorfeld Formulierungen zu überlegen.
- Seien Sie offen, erklären Sie Ihre Gedanken und Gefühle und beschreiben Sie, was in Ihnen vorgeht.
- Bleiben Sie bei konkreten Anlässen und/oder Verhaltensweisen. So vermeiden Sie Verallgemeinerungen und das was Sie sagen, ist leichter nachvollziehbar.
- Achten Sie darauf, dass Sie nur auf solche Inhalte eingehen, die für Ihr Thema relevant sind, sodass Ihrer Gastfamilie klar ist, was Ihr Anliegen ist.
- Sehr wichtig: Hören Sie wirklich zu, was man Ihnen sagt oder entgegnet. Wenn Sie sich nicht sicher sein sollten, ob Sie wirklich alles verstanden haben, fragen Sie nach. Das ist in jedem Fall besser, als u.U. etwas falsch zu interpretieren.
- Arbeiten Sie konstruktiv an Lösungsansätzen mit.
Seien Sie sich darüber bewusst, dass Sie die Möglichkeit haben, eine wichtige Schlüsselkompetenz zu erwerben, die sowohl zu privatem, als auch später zu Ihrem beruflichen Erfolg in erheblichem Maße beitragen wird. Schlechte (oder gar keine) Kommunikation führt zu negativen Ergebnissen, gute Kommunikation hingegen hat meist positive Auswirkungen – und gute Kommunikation ist lernbar!
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