Annika ist derzeit über uns als Au-Pair in Irland – sie wurde vom deutschen Bundesverband zum Au-Pair des Jahres 2022 gewählt. Hier ihr Essay:
Abitur und was dann? Das war die erste Frage, die ich mir gestellt habe.
Kurz bevor ich also meine großen Abiturprüfungen hatte, saß ich mit einem Stufenkameraden im Auto. Er erzählte mir, wie er unbedingt als Au-pair in die USA reisen wollte. Ich hörte mir also seine Perspektive darüber an und direkt war mir klar. Das ist es, was ich machen möchte. Ich möchte was von der Welt sehen, neue Erfahrungen sammeln und eine andere Perspektive auf das Leben bekommen. Nach langem Hin und Her zwischen unterschiedlichen Ländern war mir klar, ich möchte in das grüne Land Irland, mit 5,1 Millionen Menschen.
Aller Anfang ist schwer, aber es hat sich absolut gelohnt. Nach einer Zeit bekam ich einige Anfragen von interessierten Familien, doch nach meinem ersten Interview mit einer Gastfamilie war klar, meine Suche ist abgeschlossen. Als ich mit meinen Gasteltern Pádraig (Aussprache: Patrick) und Gráinne (Aussprache: Gronya) telefonierte, wusste ich, dass ich die damals 10 Monate alte kleine Aoife (Aussprache: Eva) sofort in mein Herz schließen werde. Schon nach einem Video-Call lächelte die Kleine mich fröhlich an.
Zu Anfang hatte ich mit Heimweh und Kulturschock zu kämpfen, doch das legte sich nach einiger Zeit. Den ganzen Tag sich um ein Baby zu sorgen und auch die Balance zwischen Privat Leben und Arbeitsleben zu halten kann manchmal herausfordernd sein. Doch es ist definitiv machbar. Vor gut einem Jahr hätte ich nur geschmunzelt, wenn mir jemand erzählt hätte, dass ich einen Hund wasche, während mir Aoife dabei zuschaut, als sei ich ein Teil einer TV-Sendung. Genauso wie ich immer sehr schüchtern war in der Öffentlichkeit zu singen. Jetzt gut ein Jahr später bin ich ein Profi „Old Macdonald had a farm“ Sänger. Den ein oder anderen Live-Auftritt im Einkaufscenter hatte ich auch schon, um Aoife zu beruhigen.
Aber kommen wir doch erst noch einmal darauf zurück, wo ich genau in Irland bin. Ich lebe mit meinen Gasteltern Gráinne und Pádraig, meinem Gast-Kind Aoife und ihren Beagle Siba in einem modernen Reihen-Haus in einem kleinen Ortsteil mit circa 4239 (Stand 2016) Einwohnern direkt zwischen Wicklow und Dublin. Der Strand ist nur 15 Minuten zu Fuß weg und bis zum nächsten Einkaufsladen sind es auch nur 3 Minuten zu Fuß. Mit dem Bus ist man in circa anderthalb Stunden in Dublin.
Um darauf einzugehen, wofür ich dankbar bin, reicht nicht eine einzelne Situation. Wo fange ich nur an. In den kleinen Gesten steckt so viel mehr, als viele denken. Sei es, dass mir Gráinne sagt, pass auf dich auf oder dass Pádraig mir sagte, wenn was ist, weißt du ja, dass du dich bei mir melden kannst. Ich werde auch nie vergessen wie Gráinne und ich vor Aoife knieten und „oooohhhh okey pokey“ gemeinsam gesungen haben, während die kleine uns anschaute als wären wir beide Aliens. Aoifes überraschten aber auch funkelnden Augen zu sehen, als ich das erste Mal für sie gesungen habe, ihre ersten eigenen Schritte zu sehen oder wie sie in meinen Armen eingeschlafen ist, das sind Momente, wo mir Bewusst wurde, wie viel Verantwortung und gleichzeitig wie viel Glück ich habe, meine Gastfamilie Tag für Tag besser kennenzulernen. Jeden Tag wird mir klar, wie sehr ich das Leben von Aoife beeinflusse und diese Verantwortung hat mir geholfen in meiner Persönlichkeit zu wachsen. Natürlich vermisse ich von Zeit zu Zeit meine Heimat, gerade, als ich mir eine Grippe eingefangen hatte, war die Sehnsucht nach Gewohntem groß. Das legte sich aber schnell, nachdem mir Gráinne eine große Tasse heißen Kakao gemacht hatte, so wie es mein Vater zu Hause, machen würde, wenn es mir nicht gut geht. Genauso wie glücklich es mich gemacht hat, als ich ganz kränklich die Treppe runterging und „Hi“ zu Aoife sagte und sie ein ganz besorgtes „Hey“ erwiderte. Zu wissen, dass meine Gastfamilie sich um mich kümmert ist so eine wertvolle Sache.
Vor gut 4 Monaten kannte ich diese Familie noch nicht und wir waren fremd. Dieser Vertrauensvorschuss, eine komplett Fremde in das eigene Haus einzuladen, ist eine wirklich große Sache, die man niemals unterschätzen darf. Deshalb bin ich auch sehr dankbar für diese Möglichkeit meine Gast-Familie Tag für Tag unterstützen zu dürfen. Auch die Tatsache, dass ich viel mehr Zeit mit mir selber verbringe und in schweren Situationen auf mich selber gestellt bin, macht so viel aus.
Gleichzeitig habe ich schon die ein oder andere neue Freundschaft geschlossen und von Tag zu Tag lerne ich mehr und mehr neue Menschen kennen. Über die 2 Monate, die ich hier schon verbringen durfte, habe ich so viel gelernt. Nicht nur, dass mein Englisch sehr viel besser geworden ist, ich habe auch gelernt, wie ich besser mit Menschen kommuniziere und wo meine persönlichen Grenzen sind. All diese neuen Fähigkeiten konnte ich hier dazu gewinnen. Alles in allem bin ich froh so viele Möglichkeiten hier zu haben. Das Selbstbewusstsein, das ich hier erlangt, habe kann mir auch in Zukunft keiner nehmen und dafür bin ich unheimlich dankbar. Dazu durfte ich so viel lernen und entdecken, ohne meinen Au-pair Aufenthalt hätte ich das nie in dieser Form gekonnt. Ein großer Dank geht definitiv an meine Gasteltern.
*Die in dem Essay genannten Namen sind ausgedacht, da meine Gastfamilie gerne Anonym bleiben möchte und sich gewünscht hatte, dass ich die Namen ändere.
Vielen Dank für Ihren schönen Essay, Annika! Wir haben uns sehr über Ihre Einsendung gefreut und möchten Ihnen auch an dieser Stelle nochmals gratulieren!
Wir wünschen Ihnen auch weiter noch eine tolle Zeit in als Au-Pair in Irland!
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