Was ist richtig, was ist wichtig und wie lassen sich Konflikte in der Gastfamilie vermeiden?
In den Berichten, die ich von unseren Au-Pairs im Ausland bekomme, geht es selbstverständlich oft um die Kinder, die sie betreuen. Immer wieder ist es auch ein Thema, dass Au-Pairs unsicher sind, sich überfordert oder nicht ernst genommen fühlen, oder auch das Gefühl haben, von den Gastgeschwistern abgelehnt zu werden. Ich kann Ihnen an dieser Stelle natürlich nicht mit allgemein gültigen Regeln weiterhelfen, werde aber versuchen, ein paar grundlegende Tipps zu geben.
Erwartungen der Gastfamilie
Sie sollten sich zunächst darüber im Klaren sein, dass Gastfamilien in allererster Linie sicher sein wollen, dass ihre Kinder zuverlässig und liebevoll betreut werden. Sie sollten von Anfang an darauf achten, offen und freundlich auf die Gastgeschwister zuzugehen. Gasteltern erwarten auch, dass Sie sich aktiv mit den Kindern beschäftigen, das heißt Sie sollten Ihre Rolle für sich nicht auf die eines „Zuschauers" oder „Aufpassers" beschränken. Die allermeisten Gastfamilien sehen es auch nicht gerne, wenn ihre Kinder vom Au-Pair vor dem Fernseher oder PC „geparkt" werden – viele Kinder verbringen damit ohnehin zu viel Zeit. Ebenso wenig sollten Sie, während Sie eigentlich „im Dienst" sind, unablässig telefonieren oder über Ihr Smartphone chatten o.ä. Glauben Sie mir, Gasteltern registrieren solche Dinge sehr schnell!
Marschroute gleich zu Beginn festlegen
Möglichst zu Beginn Ihrer Au-Pair-Zeit sollten Sie mit Ihrer Gastfamilie bestimmte, grundlegende Dinge absprechen. Es gibt sehr viele, unterschiedliche Erziehungsstile – was in einer Familie gang und gäbe ist, kann in einer anderen Familie ein Tabu sein. Sei es der Umgang mit Süßigkeiten, dem PC oder Fernseher, oder auch (je nach deren Alter) die Mithilfe der Kinder im Haushalt. Klären Sie genau ab, welche Sanktionen Sie verhängen können, sollten Ihre Gastgeschwister sich nicht an die Regeln halten. Suchen Sie zum Thema Umgang mit den Kindern immer wieder das Gespräch mit den Gasteltern und lassen Sie sich regelmäßig ein Feedback geben.
Hilfe – ich werde nicht ernst genommen!
Das erleben wir immer wieder: ganz besonders zu Beginn ihres Aufenthaltes versuchen Au-Pairs natürlich, sich mit ihren Gastgeschwistern anzufreunden, ihre Zuneigung zu gewinnen. Häufig wird dann genau der Punkt verpasst, an dem es wichtig wäre, Grenzen zu setzen. Kinder suchen und brauchen nun einmal Grenzen, welche Sie ihnen aufzeigen müssen. Das heißt, Sie sollten konsequent sein und dennoch ihrem Schützling mit Respekt begegnen – nicht immer einfach, aber Grenzenlosigkeit macht Kinder hilflos. Selbstverständlich müssen Sie dabei auch das Alter der Kinder berücksichtigen, erst ab etwa zwei Jahren können sie sich nämlich bewusst an Regeln halten. Kinder unter drei Jahren sind meist noch gar nicht in der Lage dazu, über den Sinn und Unsinn von Regeln nachzudenken – sie machen sie sich eher „automatisch" zu eigen, wenn sie merken, dass das vorteilhaft ist. Erst im Alter von ungefähr vier bis 6 Jahren fangen Kinder damit an, ihre Grenzen zu testen.
An dieser Stelle zwei kleine, erprobte Tipps:
- Schweigen Sie nicht, wenn Sie sich ärgern. Zeigen Sie ruhig auch Gefühle, Kinder können damit auch umgehen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Sie über sich selbst sprechen, wie „Ich ärgere mich, weil..." und nicht „Du bist ungezogen, weil...". Auf diese Weise zeigen Sie, dass sowohl Sie selbst, als auch das Kinder an der Situation beteiligt sind. Sie signalisieren so Respekt und dies wird es den Kindern einfacher machen, etwas zu verändern.
- Formulieren Sie positiv. Sollte das Gastkind beispielsweise gerade auf einem Baum herum klettern und Sie fürchten, es könne herunter fallen, so ist es oft hilfreicher, wenn Sie rufen: „Super, wie sicher Du da hinauf kletterst!", anstatt zu sagen: „Es ist sehr gefährlich, was Du da machst." Im ersten Fall richten Sie die Aufmerksamkeit des Kindes auf den wünschenswerten Zustand; im zweiten Fall auf genau das, was Sie eigentlich vermeiden wollten, nämlich dass es fällt.
Kindererziehung ist eine wirklich verantwortungsvolle Aufgabe. Indem Sie als Au-Pair diese Verantwortung mit übernehmen, haben Sie automatisch eine Vorbildfunktion. Kinder übernehmen eher das, was Erwachsene tun, als was, was sie von ihnen vorgeschrieben bekommen.
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