Ein paar Regeln, die unsere zukünftigen Au-Pairs und Sprachtutoren beachten sollten, wenn Sie sich einer Gastfamilie erfolgreich präsentieren wollen.
Ihr Brief an die Gastfamilien ist der wichtigste Bestandteil Ihrer Bewerbungsunterlagen, denn er wird, zusammen mit Ihren Fotos, genauso an die Familien weitergegeben, wie Sie ihn an uns senden. In diesem Zusammenhang gleich eine Bitte: IMMER, IMMER, IMMER sind diese Briefe, sofern sie nicht in der Sprache Ihres Ziellandes abgefasst werden können, in Englischer Sprache zu schreiben!
Am Anschaulichsten beginnen wir mit einem Vorstellungsbrief, den wir kürzlich erhielten – und ja, das ist echt (Natürlich haben wir den Namen geändert!):
„Liebe zukünftige Gastfamilie!
Mein Name ist Mona, ist bin 19 Jahre alt und komme aus XXX. Ich möchte gerne nach Milano, weil ich mich für Modedesign interessiere und meine Kenntnisse dort verbessern möchte. Auch kann ich gut italienisch kochen und denke, dass ich mich deswegen gut in einer italienischen Familie integrieren könnte.“
1. Zeigen Sie Interesse
Schreiben Sie etwas darüber, was genau Sie an Ihrem zukünftigen Gastland interessiert, an seinen Menschen, der Kultur, der Lebensart. Recherchieren Sie im Vorfeld und bringen Sie Ihren Wunsch, Ihr theoretisches Wissen tatsächlich authentisch kennenlernen zu wollen, zum Ausdruck. Nicht wirklich sind Gastfamilien allerdings z.B. daran interessiert zu wissen, dass Sie unbedingt das Nachtleben in London, von dem Sie so viel Spannendes gehört haben kennenlernen möchten ... das ergibt sich u.U. von alleine!
2. Schränken Sie sich nicht zu sehr ein
London ist nicht England, Paris nicht Frankreich und ebenso wenig ist New York Amerika! Zuweilen haben wir bei Kulturist das Gefühl, das es in vielen Ländern dieser Welt nur ein bis zwei interessante Städte gibt und der Rest des Landes einfach nicht existiert oder völlig unbedeutend ist. Ich persönlich finde das schade und muss an dieser Stelle auch erwähnen, dass ich eine fast schon leidenschaftliche Botschafterin Frankfurts bin - nicht etwa, weil ich hier wohne und glaube, dass es die tollste Stadt Deutschlands ist, sondern weil ein grosser Teil unserer Programmteilnehmer/innen aus dem Ausland glauben, Deutschland könne man nur wirklich erleben, wenn man in München, Berlin oder Hamburg lebt. Wie fühlen Sie sich nun, wenn Sie in Köln, Stuttgart oder Konstanz leben? Während eines längeren Auslandsaufenthaltes werden Sie sicherlich die Gelegenheit haben, auch die "interessanten" Städte kennenzulernen - Sie sollten aber bedenken, dass eben sehr, sehr viele, gleich Ihnen, genau dorthin wollen und es Ihre Vermittlungschancen einschränkt, wenn Sie sich auf einen Ort festlegen.
3. Informieren Sie, aber richtig
Schreiben Sie etwas über Ihre Familie, Ihre Interessen, Ihren bisherigen Werdegang und Ihre Hobbys. Erzählen Sie Ihrer zukünftigen Gastfamilie etwas über Ihre bisherigen Erfahrungen in der Kinderbetreuung und vor allem, warum Sie daran Spaß haben. Sofern Sie sich als Sprachtutor(in) bewerben, sollten Sie erwähnen, dass Sie Freude daran haben, Ihre eigene Sprache und Kultur zu vermitteln, was zwar der Dreh- und Angelpunkt dieses Programms ist, die Gastfamilien lesen es aber dennoch gerne. Sofern Sie bereits über Erfahrungen auf diesem Gebiet verfügen sollten (z.B. Nachhilfeunterricht o.ä.), sollten Sie auch dies unbedingt erwähnen. Ehrenämter (in der Schule, im Sportverein, der Kirchengemeinde etc.), die Sie bereits ausgeübt haben, dürfen Sie ebenfalls erwähnen - das zeigt einer Gastfamilie, dass Sie sich gerne einbringen.
4. Fotos ...
... immer wieder ein schwieriges Thema! Vergessen Sie bitte nicht, dass nur Ihre engsten Freunde ein wirkliches Interesse an Ihren Tatoos oder Piercings, oder daran haben, zu sehen, wie Sie fünf Bierdosen auf dem Fuß balancieren können, während Sie auf dem Kopf stehen. Ihre zukünftigen Gasteltern möchten Sie ihren Kindern vermutlich auch nicht im Bikini präsentieren. Sie möchten Sie auch eher nicht im Morgengrauen nach einer durchzechten Nacht mit Ihren Freunden in einer Hamburger-Braterei frühstücken sehen, oder wie Sie in hochhackigen Schuhen an einem Sportwagen posieren (ja - solche Bilder haben wir schon erhalten!). Ihre Gastfamilie möchte Sie mit Ihrer Familie, normal bekleidet oder mit Ihren Freunden bei normalen Aktivitäten sehen. Sofern Sie Bilder haben, auf denen Sie dabei zu sehen sind, wie Sie mit Kindern spielen, umso besser.
5. Erwartungen
Schreiben Sie etwas darüber, was Sie sich von Ihrem Auslandsaufenthalt versprechen. Erwähnen Sie, dass Sie hoffen, möglichst viel vom Gastland zu sehen - dass Sie hoffen, es könnten sich auch gemeinsame, interessante Unternehmungen ergeben. Ob Au-Pair, oder Sprachtutor - eine Gastfamilie neigt eher dazu eine aktive Person einzuladen, als jemanden, von dem/der zu vermuten ist, dass er/sie jede freie Minute zu Hause am Rechner im Internet verbringt.
Zu guter Letzt noch ein kleiner Tipp: seien Sie nicht zu ernst, Sie dürfen ruhig ein wenig humorvoll sein. Auch hier gilt es natürlich nicht zu übertreiben, wie dieser Auszug aus dem Brief eines Programmteilnehmers zeigt:
"Ich freue mich schon, Sie persönlich kennenzulernen und bin zuversichtlich, dass wir uns gut verstehen werden, denn schlimmer, als mit meiner eigenen Familie kann es kaum werden!"
Da dieser Artikel von sehr großem Interesse ist, haben wir einen weiteren, ausführlicheren Beitrag zu einem guten Gastfamilienbrief geschrieben.
Einen Kommentar schreiben
Marlene am
Vielen dank für den Bericht, das hat mir sehr beim gestalten meines Briefs geholfen.An einige Dinge habe ich gar nicht gedacht:)
Grüsse
Marlene
Nicole am
Danke für die Tipps, ich werde jetzt wohl meinen Brief nochmal ein wenig überarbeiten. Wie Marlene habe ich an einige Dinge die ihr ansprecht gar nicht gedacht.
liebe Grüße
Nicole :)
Michelle am
Den Bericht finde ich super! Und jetzt weiss ich auch wie ich vorgehen muss (:
Wie verabschiedet man sich bei einem englischen Brief?
Kulturist am
Hallo Michelle,
danke für Ihr Lob! :)
Folgende Varianten wären beispielsweise möglich:
"Thank you for taking the time to read my letter. I hope that you will consider my application and would be happy to come into contact with you!
Kind regards,
Michelle"
"In the end this is just a small summary! I'd be happy to exchange more during a phone call or skype interview.
Best regards,
Michelle"
Frohe Weihnachten,
Judith
Karina am
Mir hat dieser Artikel sehr geholfen, jedoch bin ich mir unsicher wie lang ein Gastfamilienbrief durchschnittlich sein sollte? (Anzahl Wörter)
Kulturist am
Es gibt für diese Brief keine "Mindest- oder Maximal-Länge". Wir empfehlen, etwa ein A4-Blatt (am Rechner geschrieben) - also handschriftlich eher etwas länger. Aber wie gesagt, dass ist nur ein Richtwert :).
Daniel am
Sollte ich in meinem Brief meine Freundin erwähnen oder lieber nicht?
Antwort von Judith Liehr
Hallo Daniel,
es bleibt Ihnen überlassen, ob Sie Ihre Freundin erwähnen, sinnvoll ist es aber, dies nicht allzu sehr zu betonen, um bei einer potenziellen Gastfamilie nicht bereits im Vorfeld den Eindruck zu vermitteln, dass Sie sehr unter Heimweh leiden werden.
Victoria am
Soll man die Fotos ausdrucken und dann auf ein Plakat kleben? Wie viele Fotos müssen das ungefähr sein?
Antwort von Judith Liehr
Hallo Victoria,
solange das Plakat nicht größer als ein DIN-A4 Blatt ist, gerne. Wichtig ist, dass Sie uns bzw. der potenziellen Familie in irgendeiner Form zeigen, um was es sich bei den Fotos handelt. :)
Es gibt keine genaue benötigte Anzahl an Fotos. Die meisten Bewerber/innen schicken uns aber ungefähr zwischen 6-16 Fotos. Sollten Ihre Fotos nicht ausreichend sein, werden wir Ihnen das mitteilen.
Hinterlassen Sie eine Nachricht